4. Februar 2002

TIBET INFORMATION NETWORK

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Neues Monument der "Friedlichen Befreiung" in Lhasa

Ein neues Monument zum Gedenken an den im vergangenen Jahr gefeierten 50. Jahrestag der "friedlichen Befreiung Tibets" wurde in der tibetischen Hauptstadt Lhasa auf dem Platz vor dem Potala Palast errichtet. Photos des 37 m hohen Gebildes, das 14,6 Mio. Yuan ($1,7 Mio.) kostete und eine "abstrakte Darstellung des Mount Everest" sein soll, finden sich auf der website von TIN unter www.tibetinfo.net/reports/culture/monument1.htm.

Die Errichtung des Monuments an solch einer auffallenden Stelle vor dem Potala Palast, der ehemaligen Winterresidenz der Dalai Lamas, zeigt, wie wichtig es der Regierung ist, das Ereignis der "friedlichen Befreiung" Tibets allen deutlich vor Augen zu führen. Zwei "Ausstellungshallen" sollen neben dem Monument gebaut werden, wie aus einer Tafel mit chinesischem Text auf dem Potala Platz hervorgeht, und auf der steht, daß diese Hallen "kastenförmige Wände aus Stahlbeton" haben werden.

Ein Tibeter aus Lhasa Anfang Zwanzig, der unlängst im Exil eintraf, berichtete TIN: "Die Regierung will offensichtlich den Widerspruch zwischen den zwei Gesellschaften, der alten und der neuen, herausstellen, wobei der Potala die tibetische Regierung der alten Gesellschaft darstellt und das Monument ein Symbol der neuen Gesellschaft (unter chinesischer Herrschaft) sein soll. Sie möchte die Aufmerksamkeit der Leute auf den Fortschritt lenken, der während der letzten 50 Jahre in Tibet gemacht wurde. Doch dies ist ein oberflächlicher Fortschritt, der sich nicht im Leben des tibetischen Volkes widerspiegelt."

Vizepräsident Hu Jintao legte während seines Besuches in Tibet im vergangenen Juli den Grundstein für dieses Monument, das gleichzeitig auch die "nationale Einheit" bekunden soll. Bei dieser Zeremonie wies Wang Zhaoguo, Chef der Vereinten Arbeitsfront des Zentralkomitees der KP Chinas, auf die politische Bedeutung des Denkmals hin. Er sagte: "In diesem Augenblick kommen wir mit allen nationalen Minderheiten in Tibet zusammen und halten die politischen Strategien der alten Generation proletarischer Revolutionäre tief in Ehren, wie Mao Zedong, Zhou Enlai, Liu Shaoqi, Zhu De und Deng Xiaoping; wir ehren das Andenken an die Revolutionsmärtyrer, die ihr Blut vergossen und ihre Jugend und sogar ihr kostbares Leben für die friedliche Befreiung Tibets hingaben, und wir entbieten allen Offizieren und Soldaten der Volksbefreiungsarmee und den Werktätigen, die nach Tibet kamen, unseren Respekt...!"(People's Daily, 18. Juli 2001).

Über die Anzahl von Tibetern, die während der Invasion durch die chinesischen Truppen 1949-50 ums Leben kamen, nachdem Mao Zedong die Absicht der Partei, Tibet zu "befreien" erklärt hatte, stehen keine umfassenden Zahlen zur Verfügung. Einer chinesischen Quelle zufolge seien in der strategisch wichtigen Schlacht um Chamdo (chin. Changdu) in Osttibet im Oktober 1950 über 5.700 Tibeter getötet worden (Bericht von Zhang Guohua in South China Morning Post 1962, zitiert von Tsering Shakya in "Dragon in the Land of Snows: A History of Modern Tibet since 1947", Pimlico, 1999).

Ein Exiltibeter aus Lhasa erklärte TIN: "Das Monument steht für die 'friedliche Befreiung', die für Tibeter jedoch eine schlechte Zeit war: Wie sollten Tibeter daher für solch ein Denkmal dankbar sein?" Ein anderer Tibeter meinte: "Der Potala war ein wichtiger Platz in Lhasa für die Tibeter, früher war es ein sehr schöner Ort mit Bäumen und Blumen, aber jetzt wurde er zu einem flachen, quadratischen Platz umgewandelt, wo eine chinesische Flagge weht. Der Anblick dieses neuen Denkmals macht uns wütend, aber wir haben keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen".

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